SCHREIBEN ÜBER KUNST – SAE STUDENTEN BEI MUNIQUEART

Während unserer Ausstellung „12 aus 2014 – Im Dialog“ hatten wir Ende Januar einige Studenten des SAE Instituts bei MuniqueART zu Gast. Mit ihrem Dozenten Bernhard Lermann besuchten die Studenten im Rahmen eines Kurses zu journalistischem Schreiben unsere Ausstellung und verfassten Texte zu selbst gewählten Kunstwerken. Tabatha Kempf hat einen Text zu Patrick Hartls „Still just writing my name“ geschrieben, den wir Ihnen an dieser Stelle gerne vorstellen möchten: Patrick Hartl Still just writing my name.

Bild: Patrick Hartl: Still just writing my name bei MuniqueART

Bild: Patrick Hartl: Still just writing my name bei MuniqueART

Auf den ersten Blick erinnert Patrick Hartls Gemälde in der Galerie „MuniqueArt“ an eine Schultafel. Der Hintergrund ist schwarz mit unterschiedlichen Schichten unter denen man Schriften und hellere Farben erkennen kann. In der Mitte sind mit weißer Farbe, Filzstift und Tipp-Ex einige Kritzeleien gemalt zwischen denen Buchstaben zu sehen sind. Je länger man das Gemälde betrachtet, desto mehr Details erkennt man. Die weiße Farbe wirkt zunächst wie verschlungene Irrwege, doch bei genauerem Betrachten werden Buchstaben und Zeichen sichtbar, die nicht mehr willkürlich erscheinen.

Die vielen Schichten sind zu einem Bildelement verschmolzen. Auch der schwarze Hintergrund verbirgt so Einiges. Schaut man sich das Bild aus der Ferne an, erkennt man unterschiedliche „Farbkleckse“, die sich hinter dem Schwarz verstecken. Ein bisschen Gelb, ein bisschen Rot, ein bisschen Braun. Rechts oben sieht man einige Buchstaben in Frakturschrift. Die oberste dunkle Farbschicht verläuft stellenweise ein wenig und ist nicht ganz deckend, sodass die unteren Schichten und auch das Zeitungspapier dahinter hervorblitzen.

Was erst wie ein Wirrwarr erscheint, bildet für den Betrachter schnell Formen und Wörter. Je länger man davor steht, desto mehr entdeckt das Auge. Mit dieser „kalligraphischen Collage“ versucht Patrick Hartl, aus einem Wort Kunst zu schaffen, indem er die Buchstaben in eine artistische Form bringt. Der Künstler nennt sein Werk „Still just writing my name“. Dahinter steckt für ihn die Frage, ob ein Name einer Identität gleichkommt und mehr hinter diesem einen Wort steckt. Er nutzt Schrift als Gestaltungselement und verfremdet sie, bis sie nicht mehr lesbar ist. Doch genau das ist der Punkt. Das Gesamtkunstwerk zählt, nicht der einzelne Buchstabe. Insgesamt wirkt das Ganze auf den Betrachter faszinierend und man bleibt lange vor dem Bild stehen, um immer weitere Details zu entdecken. In der kleinen Galerie zieht dieses Gemälde sofort den Blick auf sich und wirkt. Trotz der vielen dunklen Töne wirkt es keineswegs traurig oder erdrückend.

Obwohl Hartls Stil Einflüsse von Street Art und Graffiti zeigt, widerstrebt es ihm selbst, sich in eine Schublade stecken zu lassen. In seinem Online-Video (vimeo.com/94378470) sieht man Hartls unterschiedliche Techniken und Arbeitsweisen. Von Sprühdosen über Edding und Zeitungspapier bis hin zu einem Besen, den er als Pinsel umfunktioniert, nutzt der Künstler alles. Und verrät auch, dass ihm der kreative Prozess genauso wichtig ist, wie das fertige Bild.

Manche seiner Bilder sind aus mehreren Leinwänden zusammengesetzt, die später auch als einzelne Gemälde funktionieren. Das Bild in der MuniqueArt Galerie beispielsweise ist Teil einer Reihe, die eine ganze Hauswand abdecken könnte. Dass man am oberen Rand etwas Zeitungspapier herausschaut, macht dem Künstler nichts aus. Im Gegenteil: Alles was das Bild authentischer macht, ist ihm recht.

Weil es heutzutage nicht gerade einfach ist, mit Kunst Geld zu verdienen, hat Hartl nichts gegen die Vervielfältigungen seiner Werke als Drucke, auf Taschen oder auf Plastik. Und nicht nur seine fertigen Bilder begeistern: Bei der Eröffnung seiner Ausstellung zeigte er auch mit einer Live Performance sein Können. „Still just writing my name“ ist ein sehr gelungenes Kunstwerk, dass den Betrachter zum Nachdenken und genauen Hinschauen anregt.

Autorin: Tabatha Kempf, Studentin am SAE-Institute, München

Die Kunstkritik hat Tabatha Kempf im Rahmen des Seminars Journalistisches Arbeiten am SAE-Institute angefertigt. Während der Exkursion in die Galerie MuniqueArt Anfang Februar 2015 konnte sich jeder Student des Seminars ein Bild der aktuellen Ausstellung für eine Kunstkritik aussuchen.