Tim David Trillsam – bis 26.4.2015

Nach einer schönen Vernissage am vergangenen Samstag läuft die aktuelle Ausstellung „Die Spiegelung des Seins II“ nun bis zum 26. April 2015 bei MuniqueART. Immer dienstags von 11 bis 15 Uhr, donnerstags und freitags von 16 bis 19 Uhr und samstags von 11 bis 18 Uhr können Sie die neuen Plastiken von Tim David Trillsam ansehen. Andere Öffnungszeiten sind auf Anfrage möglich.

Tim David Trillsam Die Spiegelung des Seins II, bis 26. April 2015 bei MuniqueART

Hier Sophie Glas von sculpture network, Laudatorin der Ausstellung
Die Spiegelung des Seins II, bis 26. April 2015 bei MuniqueART, Skulpturen von Tim David Trillsam

Wir danken Sophie Glas von sculpture network für die Laudatio, die Sie hier nachlesen können:

Wie der Titel der Ausstellung schon andeutet, spiegeln die Figuren von Tim David Trillsam menschliche Seinszustände wider. Sie regen uns, zum Teil auf humorvolle Art und Weise dazu an, eigene Gewohnheiten oder auch Vorurteile zu überdenken. Ihre Gestalt und auch ihre Titel tragen dazu bei, dass sich jeder mit der ein oder anderen Figur identifizieren kann, vor allem weil der Künstler seine Inspiration aus Alltagssituationen und dem Leben selbst gewinnt.

So unterschiedlich die Figuren hier im Raum auch scheinen, ein markantes Merkmal haben alle gemeinsam: Ihre auffallend großen Hände und Füße. Für Trillsam wie er selbst sagt, „die ästhetischsten Körperteile des Menschen“. Doch nicht nur deshalb rückt er sie oft in den Fokus seiner Gestaltung – sie sind auch Auslöser für Assoziationen und Deutungen. Die überdimensionalen Füße verleihen den Figuren einerseits Standhaftigkeit und Energie, oder wirken trotz ihrer Größe im wahrsten Sinne des Wortes „leichtfüßig“ und elegant. Sie können aber auch das Voranschreiten auf einem Lebensweg symbolisieren der manchmal beschwerlich ist, auf dem sie uns aber Sicherheit und Bodenhaftung geben.

Die mit den Figuren verbundenen Assoziationen lassen sich fortführen wie die lange Reihe an Sprichworten zum Thema „Füße“: Auf eigenen Füßen stehen / jemandem die Welt zu Füßen legen / sein Glück mit Füßen treten / oder auch den Boden unter den Füßen verlieren. Gleiches gilt für die Hände, die Werkzeuge des Menschen, mit denen wir die Fäden halten, die wir uns reichen können, die uns aber auch gebunden sein können und damit zur Last fallen. Mit Händen wie Füßen hinterlassen wir Abdrücke in unserer Umwelt, welche gleichzeitig auf die Situation des Menschen zwischen Vergangenheit und Zukunft verweisen. In diesen Zusammenhang stellt Trillsam auch ein weiteres wiederkehrendes Motiv in seinen Werken: die Insekten. Er rückt den Menschen in den Hintergrund und öffnet durch die Vergrößerung dieser winzigen Lebewesen den Blick für das kaum Wahrnehmbare. Trillsam wirft damit die Frage auf: Wie wollen wir diese Welt kommenden Generationen hinterlassen?

Durch ihre ausdrucksstarke Gestik und Mimik entwickeln die Figuren ein Eigenleben in der Phantasie des Betrachters. Wir stellen uns Fragen wie: was haben sie erlebt und wo gehen sie hin? Dabei bewegt sich ihre Physiognomie oftmals zwischen Ästhetik und Karikatur.

Das zentrale Werk der Ausstellung, die VOGELFRAU (Blogbild), sie gehört zu Trillsams neuesten Werken in Neusilber. In ihr spiegelt sich der Konflikt zwischen Aufbruch und Stillstand. Ihre Flügel symbolisieren Freiheit, die verschränkten Beine und verbundenen Augen hindern sie aber daran ihr Ziel zu erreichen. Die filigranen, manchmal fast zerbrechlichen Formen stehen dabei im Gegensatz zu dem was wir mit ihrem Material eigentlich verbinden: Schwere und Massivität. Die meisten Arbeiten sind aus Bronze, in den neuesten Werken verwendet der Künstler auch Neusilber – ein eher ungewöhnliches Material in der Plastik. Er stellt seine Figuren im klassischen Verfahren des Gusses her. Darin entwickelt er aber einen ganz eigenen Stil. Die Oberflächen der Figuren werden nicht poliert, sondern sind rau und weisen in Form von kleinen Unregelmäßigkeiten Spuren des Gusses auf. Hier und da ein Fingerabdruck verdeutlicht die Präsenz der Hände als Werkzeug. Nur einzelne Details der Figuren wurden poliert oder mit Acrylfarbe bemalt und setzen so Akzente oder spiegeln sogar den Titel im Werk selbst wider.

So sieht sich der Betrachter zum Beispiel im polierten Zeigefinger der Figur ICH selbst. Die Spuren der Bearbeitung verdeutlichen, dass nicht nur das Ergebnis des Schaffensprozesses im Zentrum steht, sondern auch der Prozess selbst zum Kunstwerk erhoben wird, wovon vor allem die Wandobjekten, bei denen die Gusskanäle noch zu sehen sind, zeugen. Dieser künstlerische Ansatz stammt vielleicht aus Trillsams Zeit an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart wo er sich unter anderem mit Konzeptkunst und Installation beschäftigte. Davor erlernte er die klassische Bildhauerei an der Fachschule für Holzbildhauerei des Berchtesgadener Landes. Darauf besann er sich wahrscheinlich auch nach Abschluss seines Studiums und kam, wie er selber sagt, „zurück zum reinen Schaffen und zur Figur“.

(Text Sophie Glas, sculpture network)

Wo sind die Arbeiten des Künstlers derzeit noch zu sehen?
Vom 15. März – 10. Mai 2015 in der Galerie Zulauf in Freinsheim
Ausstellung “Parallele / Welten” zusammen mit Kevin Gray – Malerei

Nächste Veranstaltungen bei MuniqueART
Sonntag, 26. April 2015, 11:30 Uhr
Finissage “DIE SPIEGELUNG DES SEINS II”
JAMart Jazz Frühstück mit Philipp Weiss (Piano) und Paul Stoltze (Saxophon)

Donnerstag, 30. April 2015
Vernissage der Ausstellung “SIE ± LICHT”
Wir präsentieren den malaysischen Künstler Zubin Zainal erstmals bei MuniqueART

14. Mai bis 17. Mai 2015
MuniqueART präsentiert fünf Künstler auf der ARTMUC
Ray Moore, Deniz Hasenöhrl, Ángel Barroso Crespo, Zubin Zainal und Sven Bergholz

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