Sven Bergholz über seine Kunst – Ein Interview auf der Blooom

Seit zwei Tagen hält sich nicht nur ein großer Teil des MuniqueART Teams auf der Blooom in Köln auf – auch die Künstler begleiten uns und ihre Kunst zur Freude der Besucher auf die Messe. Wir haben die Gelegenheit genutzt um uns einige Fragen zu den Arbeiten der Künstler beantworten zu lassen.

Sven Bergholz formt Skulpturen, die aus einer anderen Welt zu stammen scheinen. Grazil und anmutig nehmen sie ihren Raum ein und ziehen den Betrachter in ihren Bann.

Deiner Skulptur gehen viele Arbeitsschritte voraus. Wie sehen die bei dir aus? Und wie lange arbeitest du ungefähr an einem Werk? In der Tat ist meine Art der Produktion sehr aufwendig, eine genaues Zeitfenster kann ich aber nicht benennen. Wichtig ist, dass man den Zeitpunkt erkennt, wo man aufhören muss, sonst kann man ein Werk auch `totarbeiten` oder dreht sich im Kreis und ärgert sich. Da ich sehr ergebnisorientiert arbeite, weiss ich in etwa, wann ich am Ziel bin. Da macht die Sache etwas leichter und ich kann Ihnen verraten, das war nicht immer so. Für die ‚Geisha` habe ich am meisten Zeit aufgewendet, es gab sowohl technische Herausforderungen als auch grössere Verwerfungen von Zwischenergebnissen. Leider kann man hier keine Zwischenschritte speichern, wie bei der digitalen Malerei, dass musste ich das eine oder andere Mal schmerzlich erkennen.

Was sind deine Inspirationsquellen? Wie kommst du zu deinen Motiven? Die entstehen im Kopf, sie turnen durch mein Hirn und setzen mich unter Druck. Kleine Geister die ich materialisieren muss, sonst lassen die mich nicht in Ruhe. Ich habe das grosse Glück, dass ich mir über meine Zeichnungen schon einen eigenen Stil erarbeiten konnte. Ein Grund dafür, dass ich Figuren mache, ist unter anderem die Limitierung durch die Zweidimensionalität einer Zeichnung. Allerdings liebe ich auch die haptische Erfahrung während des Prozesses und natürlich auch beim Ergebnis.

Beziehen die einzelnen Motive sich aufeinander? Zum Teil. Bei der Jesusfigur gibt es einen Bezug zum goldenen Kalb. Ich habe irgendwo erwähnt „the golden calf has grown up“, das Kalb ist erwachsen und besonders fett geworden, die Gier hat eine neue Dimension erreicht, eine komplette Neuauflage. Ich bin nicht so naiv zu denken, dass es eine neues Phänomen ist, aber diese perverse Raffinesse und Effizienz der Finanzindustrie ist einzigartig. Ich glaube Brecht hat schon gesagt „erst kommt das Fressen, dann die Moral“. Ich habe das Gefühl, dass die Gegengewichte fehlen, die Menschen sind zu opportunistisch geworden. Dieser Spirit der 80-iger mit seiner Friedensbewegung und den Anti-Atom-Demos, die waren gut organisiert und wurden durch die gesellschaftliche Mitte getragen. Heute sind alle nur noch abgehetzt und wollen ihr Leben schnell erledigen. Die dritte Figur im Bunde ist der betende Hund.

Was bedeuten Schwarz und Weiß für dich? Schwarz und Weiss wird für mich durch Grau getrennt, das ist der interessante Bereich.

Hast du mal überlegt auch bunte Skulpturen zu machen? Ja, das wird bald kommen, die werden z. T. so bunt werden, dass Euch die Augen tränen.

Steckt jeweils eine persönliche Geschichte hinter den Motiven? Eine, die Du verraten möchtest? Gibt es ein Bild oder ein Werk, das Dir besonders viel bedeutet? Ja, die ‚Bitch‘, die Skulptur einer liegende Hündin ist für mich immer eine Herzensangelegenheit gewesen, die ist eine Erinnerung an meine verstorbene Bullterrier-Hündin, dem besten Hund aller Zeiten. Eine grafisch einzigartige Rasse, da könnte ich stundenlang schwärmen. Da wird noch einiges auf Euch zukommen.

Wie findest du die Titel für deine Arbeiten? Das ist gar nicht immer so leicht, teilweise verwende ich Abkürzungen von meinen Sketches oder versuche die Skulpturen thematisch einzuordnen.

Mehr über Sven Bergholz unter der Rubrik Künstler.

Aktuell präsentieren wir Ray Moore zusammen mit Zubin Zainal, Sven Bergholz, Deniz Hasenöhrl, Ángel Barroso Crespo auf der BLOOOM – The Converging Art Show in Köln, 24. bis 27. September 2015.